Ehrlich gesagt hätte ich diese Frage vor zehn Jahren glatt mit „Ja“ beantwortet. Der Fall war klar für mich. Offenbar essen diese Menschen viel mehr als sie verwerten und haben null Selbstdisziplin, ihren Appetit zu beherrschen. Offenbar stand und stehe ich mit meiner respektlosen Meinung nicht alleine, denn allzu oft berichten Übergewichtige, dass sie die verächtlichen Blicke ihrer Mitmenschen häufig nicht ertragen und sich kaum noch in die Öffentlichkeit trauen. 

Vor ein paar Wochen sah ich eine stark übergewichtige Frau aus einem Supermarkt kommen. Unter einem Arm hielt sie zwei große Packungen belgische Waffeln, unter dem anderen zwei 1,5-Liter Flaschen eines gezuckerten Softgetränks. Diese Begegnung erinnerte mich an mein vernichtendes Urteil von früher, aber heute verspürte ich Mitgefühl.

Mitgefühl, dass sie entweder nicht wusste, wie schädlich die von ihr gewählten Produkte für ihre Gesundheit waren oder weil sie es wusste, sie aber gegen ihre Zuckersucht nicht ankam. Fast noch schlimmer: weil sie es wusste, sie sich selbst aber vielleicht nicht genug wert schätzte, um sich gesünder zu ernähren.

Im Nachhinein tut es mir sehr leid, wie leichtfertig ich damals mein Urteil gefällt habe. Ich habe mich nicht mit Ruhm bekleckert und meine Be- und Verurteilung zeigte auch, dass ICH damals nicht die geringste Ahnung hatte, wie die Prozesse im Körper ablaufen. Es ist einfach zu glauben, dass Übergewicht immer dann entsteht, wenn ein Mensch mehr Kalorien zu sich nimmt als er verwertet. So einfach ist es nicht! Auch die Art der Kalorien, ob sie aus Kohlenhydraten, Eiweiß oder Fett stammen, spielt eine Rolle.

Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass die weltweite Fettsucht (nichts anderes heißt der medizinische Begriff „Adipositas“) sehr häufig durch zu viele schnell verwertbare Kohlenhydrate begünstigt wird. Doch auch wenn es kein Geheimnis mehr ist, ist es leider nur wenigen bekannt. Auch wenn Adipositas – wie viele andere Diagnosen – multifaktoriell (es können mehrere Ursachen zugrunde liegen) bedingt sein kann, spielen zu viele Kohlenhydrate bei der Entstehung eine große Rolle. Fälschlicherweise liest man in manchen Internetforen immer noch, dass zu viel Fett der Grund für das Übergewicht sei. Richtiger wäre es allerdings, den so genannten „Körperfettanteil“ in „Körperkohlenhydratanteil“ umzutaufen.

Paradoxerweise verzichten viele Übergewichtige aber bereits seit Jahren auf Fett und greifen als Ausgleich vermehrt zu den angeblich gesunden Kohlenhydraten. Aber was passiert denn nun im Körper, nachdem eine Mahlzeit gegessen wurde? Nehmen wir die so genannten „schnell verwertbaren Kohlenhydrate“ wie sie in Haushaltszucker, Brot, Brötchen, Kuchen, Nudeln etc vorkommen. Ohne zu wissenschaftlich werden zu wollen: es gibt Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker. Unabhängig davon, werden alle Kohlenhydratarten im Laufe des Verdauungsprozesses (der im Mund bereits startet) zu Einfachzuckern abgebaut. Nun rauscht der Blutzucker in die Höhe und es macht sich ein kurzfristiger Energieschub bemerkbar. Dieser ist leider nur von kurzer Dauer, da die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin ausschüttet und ans Blut abgibt. Insulin hat die Aufgabe, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Zellen zu öffnen, um die Zuckermoleküle dort hineinzuschleusen. Im besten Fall verschwindet so der Zucker aus dem Blut und der Blutzuckerspiegel sinkt stark ab. Dies setzt den nächsten Teufelskreis in Bewegung, denn der Griff zur nächsten Kohlenhydratbombe in Form von Süßigkeiten, Kuchen, Brot, Nudeln, Kartoffeln, Softgetränken etc. ist vorbestimmt. Was aber, wenn bereits eine Insulinresistenz besteht und der Zucker aus dem Blut nicht in die Zellen gebracht werden kann, weil diese entweder bereits voll sind oder der Körper nicht mehr ausreichend Insulin produzieren kann? Dann werden diese Zucker in Fett umgewandelt und in den Fettdepots abgelegt.

Essen ist selten nur „Mittel zum Zweck“. Die meisten Menschen essen nicht nur dann, wenn sie wirklich hungrig sind, sondern auch wenn sie in bestimmten „Gefühlszuständen“ sind. Langeweile, Frust, Angst, Stress, Ärger… um nur ein paar zu nennen… Es ist hilfreich zu wissen, dass unser Gehirn Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Endorphine freisetzt, wenn wir Zuckerhaltiges (denken Sie dran: gemeint ist auch die Nudel, die Kartoffel oder die Scheibe Brot!) essen. Auch wenn einige Millionen Jahre vergangen sind, so erinnert sich unser Gehirn immer noch daran, dass Süßes in der Regel ungiftig und reich an Energie war. Also schüttet das Gehirn die besagten Stoffe aus und wir fühlen uns „glücklich und wohl“. Zumindest kurzfristig… bis der Blutzuckerspiegel sinkt und Teufelskreis erneut startet (siehe oben).

Was ist denn nun des Rätsels Lösung?

Viele unterschiedliche Faktoren und Systeme sind an der Regulation von Hunger und Sättigung beteiligt. Überessen, Heißhunger und Fressattacken sind in den meisten Fällen eine Folge von Fehlregulation und Mikronährstoffmängeln und weniger eine „Charakterschwäche“. Jeden Tag gegen die Signale des Körpers anzukämpfen kostet sehr viel Kraft und wird über kurz oder lang nicht zum Erfolg führen. Wichtig, diese Prozesse zu verstehen, denn anstatt dagegen anzukämpfen, kann man auch mit dem System arbeiten. Sobald Du die Bedeutung von Nährstoffen verstehst und dass jedes Lebensmittel ein Signal darstellt, in dem Moment kannst Du beginnen, Deinen Körper zu steuern, anstatt dich steuern zu lassen.

Bei LCHF (Low carb high/healthy fat = wenige Kohlenhydrate / viel gesunde Fette) geht es um viel mehr als um „Kalorien rein und Kalorien raus“. Es geht darum, durch nährstoffdichte Lebensmittel und hohe Qualität den Körper mit allen Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen zu versorgen. Wir wollen die richtigen Signale geben, um so zu einer natürlichen Regulation von Hunger und Sättigung zu gelangen.

Fette und Eiweisse halten den Blutzuckerspiegel stabil, so dass die Achterbahnfahrt (wie Kohlenhydrate sie verursachen) ausbleibt. Das Sättigungsgefühl hält länger an, so dass Du zwischendurch weniger „snackst“. Wenn Du es bis heute nicht geschafft hast, dauerhaft abzunehmen oder Dein Gewicht zu halten, ist das nur ein Zeichen dafür, dass Du nicht wusstest, wie es geht. Bitte glaube an Dich – mit dem richtigen Wissen ist es nicht nur machbar, sondern macht auch Spaß! 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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